Sonntag, 26. Oktober 2014

37. Fuerteventura (Morro Jable)
Schlaraffenland mit Freunden, Nagetiere und eine Nacht Alarmbereitschaft“

Wir gönnten uns noch einen Tag in Las Palmas, machten klar Schiff und grosse Wäsche, hatten dann aber schon wieder Hummeln im Hintern bzw. Termine und machten uns auf den Weg. Es blieb nicht viel Zeit für uns, traurig über den Abschied von Hannes und Lana zu sein, denn auf Fuerteventura wartete das nächste Highlight auf uns: Uli & Kerstin mit ihren zwei Kindern Elin & Paul, auf die sich Emil und Tilda herzlich freuten. Die 57 Seemeilen legten wir fast komplett, wen wundert`s jetzt noch, mit Motor zusätzlich zu Gross- und Vorsegel zurück. Hatten uns an die Geschwindigkeit von ca. 6 Knoten gewöhnt und wollten die Überfahrt nicht unnötig in die Länge ziehen und noch im Hellen in Morro Jable, im Süden Fuerteventuras ankommen. Frevel. Allein kurz vor dem Ziel hatten wir noch einmal schönen Wind, so dass wir den Motor ausmachen konnten ohne Einbusse in der Geschwindigkeit. Das fand ich herrlich. Unterwegs malte Emil ein schönes Bild mit Papas Hilfe und wir warfen es als Flaschenpost in den Atlantik. Mal schauen, ob es jemand findet und uns schreibt.

Wir wurden von der Familie Stark winkend, filmend und knipsend an der Hafenmole begrüsst. Zusammen gingen wir, nachdem wir endlich einen Liegeplatz für uns gefunden hatten, in ein nahes gemütliches Restaurant fürs Abendbrot. Emils Fazit: „Es war ein schöner Tag. Wir haben gemotort, gesegelt und Elin getroffen.“
Der Hafen von Morro Jable ist nicht sehr komfortabel, kein Wasser, Strom, Duschen und WiFi (wie sonst eigentlich überall Standard), hat zudem auch sehr wenige Liegeplätze, so dass wir an einem desolaten Steg etwas weiter draussen festmachen mussten. Es gibt mittendrin eine Bruchstelle, über die man achtsam hinübersteigen muss. Aber er scheint wenigstens fest im Boden verankert zu sein, nicht so wie der Nachbarsteg, der hin und her wandert. Kostet auch nur um die 5 Euro/Nacht. Egal, der Liegeplatz gefällt uns trotzdem. Gleich nebenan ist ein kleiner feiner Strand und es ist ruhig.
Getreu dem Motto „Es lebe das Kontrastprogramm“ verbrachten wir den kommenden Tag mit unseren Freunden in deren All Inclusive Hotelanlage. Man konnte sich gut mit Essen und Getränken versorgen und es gab besonders zur Freude der Lütten ausgedehnte Poolanlagen.
Vier Schläfer in a row
Christoph hat sich derweil Ulis Mietwagen geborgt und wollte Antifoulingfarbe fürs Boot besorgen. Hatten wir doch den Plan, das Boot hier aus dem Wasser zu nehmen und das Unterwasserschiff neu zu streichen, damit nichts unsere Atlantiküberquerung hemmt. Leider kam er erst nach ein paar Stunden und ohne Erfolg gehabt zu haben, zurück. Zum Abendbrot wurde für uns extra ein Tisch hergerichtet und das Hotelbüffet bog sich unter der Last der vielfältigen Speisen. Ein Schlemmerparadies. Mit dem Taxi fuhren wir spätabends wieder zurück zu unserer Muline, auf die ich mich trotz allem doch beruhigenderweise gefreut hab.
Die nächsten Tage hatten wir auch wieder Action an Bord – nachts drang ein Rascheln an das niemals tiefschlafende Skipper-Ohr. Nächsten Tag sahen wir angeknabbertes Gemüse und konnten uns nur noch einen Reim drauf machen. Mäuse- oder Rattenbesuch.
Mäuse- oder viell. Rattenbisse
Christoph, ein Mann der schnellen Taten und mit Motto „Viel hilft viel“, liess das Frühstück sausen und besorgte zu unseren zwei Mausefallen, die wir schon hatten, noch ein halbes Dutzend hinzu. Die sind jetzt überall auf und im Schiff aufgestellt und warten auf einen hungrigen Nager. Spannend. Müssen jetzt bloss die Schritte der Kinder noch wachsamer im Auge behalten. Ich als Naturfreundin hoffe ja, dass das schlaue Tierchen längst von Bord ist und dass nix in die Falle geht. Es wäre sehr sehr kontraproduktiv für die weitere Reise, sollte es auf die Idee kommen, irgendwelche Kabel anzuknabbern. Sicherheitshalber legten wir vom Steg ab und uns ein paar Meter weiter in den Hafen vor Anker zu den drei anderen Booten, die da schon lagen. Darunter eine sehr nette norwegische Familie mit drei Kindern.
Schon ein paar Tage später kamen unsere Freunde, die Familie Ernst (Hardy, Susan, Charlotte und Amelie) nach Fuerteventura.
Hardys Anrede „Tiger der sieben Meere“ in der SMS gefiel Christoph augenscheinlich ganz gut. Gemütlich sassen wir bei ein bis drei Bierchen zusammen an Deck und tauschten Neuigkeiten aus.
Abends, beim Lesen auf der Couch nahm ich direkt neben meinem Kopf eine Bewegung war und was musste ich entdecken? Eine kecke kleine Kaki, die ich ohne lang zu überlegen, mit der blossen Hand erledigte. Was ist grad nur los bei uns – Plagegeister-Alarm??? Wir haben gleich Massnahmen ergriffen wie Fallen ausgelegt, alles im Umkreis in Quarantäne gepackt (heisst, in Müllbeutel gepackt und verschlossen) und noch einmal das Schiff gründlich gesäubert. Hoffen, das war ein Einzelfall. Der Maus sind wir auch noch nicht auf die Spur gekommen, die ist bestimmt wieder von Bord gegangen.

Den kommenden Tag besuchte uns die Familie Ernst an Bord und wir tourten einmal raus aufs Meer mit ihnen.
Es war aber kaum Wind und das Geschaukel der Wellen war etwas unangenehm, so dass wir wieder rein sind in den Hafen. Es wurde gebadet, erzählt, etliche Flaschen geleert, lecker Fisch gegessen und die Kinder konnten schön zusammen spielen.
In der Nacht, als eigentlich unsere Schlafenszeit beginnen sollte, kam auf einmal ablandiger Wind auf und steigerte sich innerhalb kürzester Zeit zu starken Böen. 35 bis in Spitzen 40 Knoten, wie wir später von einem Segelnachbarn erfuhren. Auf allen umliegenden Booten so wie auch bei uns brach rege Betriebsamkeit aus. Der Wind war ungewöhnlich warm, wie aus einem Föhn. Selbst im Bett im Vorschiff, wo ich versuchte, zu schlafen, während Christoph alles abbaute, was irgendeinen Windwiderstand bedeutete (z.B. Sprayhood) und Ankerwache hielt, wehte mein Haar, so doll zog es durchs Schiff. Mit jeder Böe schien der Wind stärker zu werden. Die Ankerleinen knarzten und quietschten, wenn der Wind am Schiff zerrte. Christoph brachte einen zweiten Anker aus mit dem Schlauchboot. Ich hatte das Gefühl, wir müssten ihn am Schiff anleinen, damit er nicht abtreibt oder wegfliegt.
Die Steinmole in Lee, also hinter uns bereitete uns grosse Sorgen. Wenn der Anker nicht halten würde, wären wir in Nullkommanix da drauf. An Schlaf war überhaupt nicht mehr zu denken. Nur die Kinder bekamen von unserer Aufregung zum Glück nichts mit und schlummerten seelig in ihrer Koje. Im Kopf ging ich immer wieder alle Schritte durch, die ich anwenden müsste, sollten unsere Anker nicht halten. Der Motor-Schlüssel steckte bereit zum Starten. Und der Wind nahm einfach nicht ab, sondern eher zu.
LetztENDLICH im Morgengrauen wurden wir und nach uns auch der Wind etwas ruhiger. Jetzt war es Zeit, schnell noch ein, maximal zwei Stündchen zu schlafen, bis die Kinder wieder erwachen. Der Tag begrüsste uns kurz darauf mit strahlend blauem Himmel und brütend heissem Sonnenschein. Wir machten uns auf den Weg zu Hardy & Susan zur Costa Calma und hatten einen schönen Tag zusammen am Strand, inklusive wieder reichlichem Abendbuffet im Fresskasten (ihre Bezeichnung für das Hotel-Restaurant). Wie zum Hohn war bei unserer späten Rückkehr nachts zum Boot das Wasser spiegelglatt und kein Lüftchen wehte. Aber war auch gut so, eine Wiederholung der bangen Nacht ist nicht erwünscht.
der kommende Schwimm-Kandidat

In Morro Jable wurde es einfach nicht langweilig, so auch nicht am neunten Tag im Hafen. Vom Ufer winkten uns drei Leute zu, die wir aber nicht zuordnen konnten. Beherzt sprang einer der Dreien ins Wasser und kam angeschwommen. Es stellte sich heraus, dass es ein Bekannter von Christophs Eltern aus Stralsund war, die sogar in der gleichen Strasse wohnten. Die Welt ist doch klein. Bei einem kurzen Schnack an Bord (Christoph hatte Frau und Sohn dann mit dem Schlauchboot auch rangeholt), erfuhren wir, dass deren Segelboot auf dem Foto imYacht-Artikel im Hintergrund zu sehen ist. Lustig.
Morgen wollen wir dann aber wieder nach Gran Canaria, Las Palmas rüber, um dort mit den letzten Vorbereitungen für unseren grossen Schlag über´n Atlantik, Start am 9. November, zu beginnen. Huijuijui....es rückt näher. :)

Samstag, 25. Oktober 2014

36. La Galheta – Güimar – Santa Cruz de Teneriffe – Las Palmas (Gran Canaria)
Juhu - Das kleine Brüderlein und Lana sind mit von der Partie, Kaki-Alarm und erstes ARC-Feeling“

Nach einem gemeinsamen Nachmittag Müßiggang, hieß es am nächsten Morgen bei 4 – 5 Windstärken aus Nord-Ost auf geht’s es Richtung Nord-Ost der Küste von Teneriffa entlang genau im Bereich der berüchtigten Acceleration Zone. Bei nur einer Woche Urlaub für meinen Bruder Hannes und seiner Geliebten Lana auf den Canaren blieb nicht viel Zeit um Zeit zu verlieren. Um die Kreuz ein wenig zu beschleunigen, zumal unsere geliebte Muline mit max. ca. 60° am Wind alles andere als ein Kreuzwunder ist, liessen wir die Fock eingerollt und bolzten mit Motor und Unterstützung vom Gross gegen die Wellen an. (Anmerkung Katja: Lieber Gerd, wir sind quasi richtig „gebügelt“.) Dieses Gebolze bekam nicht allen zur Freude der umliegenden Fische. 
Das ist nur ein normales Nickerchen. 
Am frühen Nachmittag hatten wir dann alle genug vom Motorsegeln und fuhren in dem vom Club Nautico betriebenen Privathafen Güimar ein, der eigentlich nur den Club-Mitgliedern vorbehalten ist. So kam dann auch kurz nach dem Anlegen vom Hafenmeister und dann über den Nachmittag verteilt von Stegnachbarn und anderen immer wieder die Frage, welche Art von Havarie wir denn eigentlich hätten. „Keine Lust bei diesem Wind weiter gegenan und das mit den Kindern“ reichte für die Akzeptanz vom Hafenmeister und eine ein gebührenfreie Übernachtung.
Um die Geduld des Club Nautico mit unserer Anwesenheit nicht überzustrapazieren, machten wir uns nächsten Morgen auf Richtung Santa Cruz de Tenerife. Der Wind hatte am Vortag seine Puste verloren, so dass diesmal ohne Motor nix ging mit Ausnahme einer kleinen Badeeinlage kurz von Santa Cruz. 
 
In Santa Cruz angekommen vertrieben wir uns die Zeit, mit Sightseeing im Zuge einer Inselrundfahrt, 
Shoppen (Die Frauen waren plötzlich weg und kamen gut angehübscht kurz nach dem Schlafen gehen), Shoppen (Der Kapitano war mehrfach plötzlich weg um seinem aktuellen Lieblingshobby, das Durchstöbern von Segelläden nach nützlich und unnützen Schnäppchen, zu frönen), Shoppen (Der Proviant der Muline war nahezu weg, so dass wir den Mietwagen und die Angebote eines deutschen Discounters nutzten). Zwischendurch trafen wir auf unserem Steg noch Jaroslav, mit dem wir kurz vor unserer Abreise in Stralsund zusammen auf der Dinse-Werft lagen. Er war mit seinem Zweimaster aus Holz einen Monat nach uns aufgebrochen und lag nun wieder neben uns.
Nach zwei Tagen ging es weiter in eine kleine Ankerbucht ca. 10 Seemeilen nördlich von Santa Cruz. Dort verbrachten wir eine Nacht. Der Schwell in der Bucht machte mich darauf aufmerksam, dass meine „Loses-Kabel-im-Mast-Entklapperungsaktion“ von Santa Cruz de la Palma nicht so erfolgreich war wie gehofft.

Ich übernehme, sonst wird das nie was! Der nachfolgende Text ist nämlich schon fertig.
Pünktlich zum Abendessen, es gab leckere Scampis mit Curry-Risotto und unser Boot war vollgestellt und -besetzt, kam der spanische Zoll an Bord für eine Routine-Kontrolle. Die dann auch nur eine Routine-Befragung des Skippers war.
Hannes und Lana schwammen zum Strand, während wir mit dem Schlauchboot übersetzten. 

Der war so schön trotz dunklem Sand, dass ich mich fotografisch kaum lösen konnte. Die Kinder tobten im schimmernden Sand (ja, schwarzer!) umher, Hannes & Lana erklommen actiondurstig einen Hügel und als es dämmerte, sind wir alle wieder an Bord gegangen.
              Wie schon die Abende zuvor verwandelten wir die Plicht in eine UNO- und Rummycub-Spielhölle.




Noch vor dem Frühstück wurde der Anker gehoben und Kurs Richtung Las Palmas de Gran Canaria genommen. Wieder konnten wir keine schöne Segel-Action bieten, es herrschte Flaute. Trotzdem hatten wir Spass beim Wale entdecken und es wurde vom Skipper ein Cuba Libre an Deck serviert.
Neues Hobby von Emil: Hornhechte kneten

In der grossen Marina von Las Palmas wehten schon viele ARC-Flaggen. Da fühlte ich, die Zeit der Überquerung rückt näher. Uns sprachen deutsche Bootsnachbarn an, die mit uns im Artikel der Yacht-Zeitschrift erwähnt worden sind.
An unserem letzten Abend, nach einem lustigen Abend in einer Bootsnahen Bar sassen wir noch kurz an Deck. Ich wollte so nebenbei einen grossen Krümel vom Deck fegen, als der sich zwischen meinen Fingern bewegte. Super! Unsere erste Kakerlake an Bord. Zum Glück griff Hannes beherzt zu und beförderte sie ins Wasser.
Nächsten Morgen früh um Sieben kam das Taxi, Hannes und Lana zum Flughafen abzuholen. Die Woche ging ratzifatz vorbei.
Nach ausgefüllten Tagen mit Besuch von Hannes & Lana ohne Blog-Schreibe-Zeit und darauffolgenden 10 Tagen vor Anker auf Fuerteventura OHNE Internet (man stelle sich vor!), gibts in den nächsten Tagen wieder geballte Neuigkeiten... Wir sind jetzt wieder in Gran Canaria in Las Palmas, dem "Abflughafen" übern Atlantik.

Sonntag, 12. Oktober 2014

35. La Gomera – Teneriffa – Gran Canaria
"Optische Bootsarbeiten, ein lästiger Virus und Familien-Besuch"

La Gomera war schon nicht mehr so grün wie La Palma, unsere erste kanarische Insel. Hätte ich mir anders vorgestellt. Allerdings haben wir den Norden der Insel nicht gesehen. Wir sind einen Tag in den Bus gesprungen und haben uns auf die andere, die Westseite, nach Valle Gran Rey, dem legendären Hippie-Aussteiger-Paradies gemacht. Im Fischerhafen schauten wir von der Pier ins Wasser und entdeckten nach und nach im dunklen Sand in knietiefem Wasser, am Rande des Badestrandes, unzählige Augenpaare auf dem Grund. Ab und zu konnten wir auch beobachten, wie einer der ca. 1m grossen, grauen Rochen, denen die Augen gehörten, sich sanft in Bewegung setzte und ein Stück weiter flog und wieder einbuddelte.
Ein beeindruckendes Schauspiel. Der Skipper wollte für uns die Fische aufschrecken, traute sich aber nicht so richtig ran. Aber er wird ja auch noch dringend gebraucht an Bord.
Die Rückfahrt im klimatisierten Bus war wohl der Auslöser dafür, dass Matilda sich etwas später einen schönen Schnupfenvirus eingefangen hat. Wir waren nämlich noch etwas feucht, weil wir gleich nach dem Baden direktement wieder in den Bus nach San Sebastian gesprungen sind.
Zurück am Steg wurde gerade grosszügig der dicke Fang einer Angler-Yacht an die Nachbarboote verteilt. So auch an uns – wir erhielten, nachdem unsere zwei kleinen Mitesser in Augenschein genommen worden sind, ein paar schöne Stücke eines Wahoo (welch wohlklingend tropischer Name), von dem wir zwei Tage lang essen konnten. Einmal mit Zitrone gebraten, den nächsten Tag als Fischcurry. Es geht doch nix über frischen Fisch.
Emil schwimmt jetzt mit nur noch einem Element in seinem Schwimmgürtel. Wir sind stolz auf unseren Wasserfloh.
Endlich haben wir eine Idee für den Bug unserer Muline. Ein Muli sollte es sein, in Anlehnung an unseren Bootsnamen. Und zweite Bedeutung wäre: Matilda. Nicht selten kommt es vor, dass sie unterwegs beschliesst, keinen Schritt mehr vorwärts zu machen, sich sogar noch wegzudrehen und unser Bitten, Flehen und Drohen gar nicht mehr zu beachten. Muss sie uns später mal erklären, was es damit auf sich hat. Ich habe in einem Copyshop meine Zeichnung abgegeben und zwei Aufkleber drucken lassen.

Dann haben wir noch bei einem Segelmacher den Bootsnamen gut sichtbar auf die blauen Planen an der Seite nähen lassen. So kann jetzt jeder unseren Namen erkennen, nicht nur von hinten. Die Kreativität reichte gar noch aus, die Abdeckung unseres niegelnagelneu glänzenden Aussenborders blau weiss zu streif/chen. Bilden wir uns doch ein, potenzielle Diebe in der Karibik ein wenig abzuschrecken.
Wir haben eine andere deutsche Familie kennengelernt, die mit ihrem beeindruckend grossen Boot und VIER Kindern, eins davon noch im Krabbelalter, auf dem Weg in die weite Welt sind. Und als Gegensatz dazu ein sehr junges norwegisches Päärchen mit ihrer SPINNVILL. Den letzten Abend, nachdem alle Kinder ins Bett verbracht worden sind, sassen wir gemütlich mit Snorre & Ingunn (die Norweger) bei Natalja und Thomas von der OUTER RIM (die grosse Familie). Inzwischen hat sich der Schnupfen in unserer Familie locker weiterverbreitet. Nur Emil hat tapfer alle Bazillen weggeniest. Es war übrigens das erste Mal, seitdem wir auf Reisen sind, dass wir gesundheitlich ein wenig angeschlagen waren.

Weiter ging es am nächsten Tag, schon wieder Termine. Ganz in alter Postdampfermanier legten wir vormittags ab und machten uns auf den Weg nach Teneriffa, wo wir dann Hannes, Christophs Bruder und seine Freundin Lana treffen wollten. Aufgeklärt über die Windbeschleunigungszonen um die Insel starteten wir mit zwei Reffs im Gross. Nach ein paar Seemeilen konnten wir sie wieder rausnehmen, der Wind hatte sich gelegt, so dass wir auch wieder einmal unseren Motor zu Hilfe nahmen. Und kurz vor der Küste Teneriffas kam wieder eine stramme Brise, nur zu schade, dass der Wind von vorne kam, so dass wir die letzten 4 Seemeilen noch kreuzen mussten. Nach ca. 8 Stunden waren wir froh ob unserer Angeschlagenheit (Schnupfen), in der Marina von La Galheta anzukommen, wo sich herausstellte, dass alle Boote mit dem Heck zum Steg festmacht sind. Eine völlig neue Übung für uns, bis jetzt konnten wir immer längsseits anlegen. Dazu noch eine äusserst enge Parklücke, in die uns der Marinero einwinkte. Aber Hut ab, Christoph und Muline schaukelten die Sache optimal. Natürlich nicht ohne mein „Leinen-Engagement“. Wieder eine gute Erfahrung gesammelt.
Am nächsten Tag nahmen wir Hannes & Lana, die direkt mit dem Taxi vom Flughafen kamen, mit ihren Taschen auf der Hafenmole in Empfang. Was für eine Freude. Für eine kurze Woche begleiten sie uns an Bord.

Freitag, 3. Oktober 2014

34. Funchal - La Palma - La Gomera
"Auf zu den Kanaren"


Die Marina in Funchal war etwas heruntergekommen und dadurch, dass nur wenige andere Gastsegler da waren, ergaben sich kaum neue Bekanntschaften oder Steg-Schnacks. Wir genossen alle die gemeinsame Zeit mit meinen Eltern, die ganz in der Nähe der Marina ihr Hotel hatten. Neben schon erwähnten schönen Ausflügen nutzten wir auch das ein oder andere Mal ihren Hotelpool auf dem Dach, wenn es allzu heiss war.

Nachdem meine Eltern Funchal den Rücken gekehrt haben, haben auch wir unsere Segel gelichtet, nein gestrichen und uns auf den Weg gemacht. Da nicht viel Wind angesagt war, dachten wir, fahren wir einen Hafen weiter, nach Calheta. Noch nicht gleich rüber zu den Kanaren. Als dann eine kleine Brise kam, nahmen wir, optimistisch wie eh&je, doch wagemutig Kurs auf La Palma. Zur Verabschiedung zeigten sich am Horizont die schwarzen Rückenflossen von ein paar Walen. Um Madeira gibt es schon eine Menge Getier im Wasser, nicht umsonst die tausend Buden im Hafen, die allerlei Touren von Whale-Watching bis Big Game Fishing anbieten.

Für die Überfahrt von 230 Seemeilen brauchten wir ca. 55 Stunden. Wie wir es schon gewohnt sind, erstmal fast einen ganzen Tag mit Motor, weil der Wind dann doch zu schwach war bzw. wir zu ungeduldig zum Dümpeln, dann aber den Rest glücklich unter Segeln.
Der Atlantik schaukelte uns sanft mit seinen langen Wellen. Madeira war noch lange achteraus zu sehen, dann als es dunkel wurden die Lichter der Insel. Ansonsten gab es keine besonderen Vorkommnisse, wir segelten gemütlich vor dem Wind Schmetterling, heisst, das Vorsegel zur einen Seite ausgebaumt, das Gross auf der anderen und liessen uns vom Wind nach La Palma schieben.

In der supermodernen sauberen Marina in der Hauptstadt Santa Cruz lagen nur wenige andere Segler, vermutlich wegen seines Rufs, nicht der geschützteste zu sein und dass bei bestimmter Windrichtung starker Schwell aufträte, der sogar Poller aus der Verankerung der Stege reisst. Wir hatten Glück und nur ein wenig davon. Wir blieben ein paar Tage und nahmen uns ein wenig Zeit für die Insel und natürlich auch für MULINE. Zum einen haben wir ein lästiges, nachtschlafstörendes Kabelgeklapper im Mast
behoben, während die Kinder im beaufsichtigten Marina-eigenen Indoor-Spielplatz tobten.
Wenn mal was ins Wasser fällt ... im Hafen

Ausserdem hat Christoph den Autopiloten, eins unserer wichtigsten Babies, zum Warten auseinander- und wieder zusammengebaut. Dann haben wir, angefixt von den Touren in Madeira, für zwei Tage ein Auto ausgeliehen. Sehr billig, für 25 Euro am Tag und nicht das kleinste. Das kann man sich mal leisten.
Zumal wir so den riesigen Vulkankrater im Inselinnern und die jungen Dinger von 1971 an der Südküste (bei Vulkanen kann man das so sagen), ein schönes Meeres-Schwimmbecken besuchen, ja eigentlich die ganze Insel abklappern konnten. Und dazu noch einen Grosseinkauf in einem Lebensmitteldiscounter.

So gut gerüstet, machten wir uns nach fünf Tagen wieder auf den Weg, zur nächsten kanarischen Insel, La Gomera. Unterwegs lasen wir im frisch geschenkt bekommenen kopierten Hafenhandbuch Canary Islands, dass man üblicherweise die Inseln genau von der anderen Seite her, also von Ost nach West aufrollt wegen der dort vorherrschenden Winde. Nun ja, zu spät, wir versuchen eben unseren eigenen Weg. Zum anderen stand dort auch etwas über sogenannte Acceleration-Zones um die Inseln. Heisst, dort könne der Wind innerhalb von hundert Metern einfach mal auf oder um 25 Knoten auffrischen. (Das konnten wir nicht 100%ig übersetzen.) Auf jeden Fall - Obacht! Zur Sicherheit segelten wir mit einem Reff im Gross und unter besonders achtsamer Beobachtung des Wassers ringsherum. Nur die Kinder waren wieder tiefenentspannt und malten und bauten Klammerboote, dass jeder Bootsbauer neidisch werden könnte.
Aber nüschte, wir liefen wieder sicher und sanft in unseren neuen Hafen auf La Gomera, San Sebastian ein.